Kurt Drawert

Kurt Drawert
© Rike Oehlerking

Kurt Drawert, geboren 1956 im brandenburgischen Hennigsdorf, lebt als Autor von Lyrik, Prosa, Dramatik und Essays in Darmstadt, wo er auch das Zentrum für junge Literatur leitet. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören u.a. der Uwe-Johnson- und der Ingeborg-Bachmann-Preis für seine Prosa sowie der Rainer-Malkowski- und der Robert-Gernhardt-Preis für seine Lyrik. Zuletzt erschienen von ihm bei C.H. Beck u.a. der Gedichtband Der Körper meiner Zeit (2016), der Roman Dresden. Die zweite Zeit (2020) und bei Spector Books Die große Abwesenheit. Essays, Reden, Figuren der Literatur (2022). Mit dem Bremer Autorenstipendium wurde er bereits 1993 ausgezeichnet, als er eine Zeit lang bei Bremen ansässig war.


Bibliographie

Alles neigt sich zum Unverständlichen hin

Gedicht, 2024
C.H. Beck Verlag, ISBN: 978-3-406-81379-5
176 Seiten, €24,00

Mit 42 Abbildungen.

In seinem neuen Langgedicht lässt Kurt Drawert erneut jenen halb fatalistisch-melancholischen, halb sarkastisch-ironischen Ton anklingen, der sein Werk so unverwechselbar macht. Nur ist die Lage, der sich das lyrische Ich ausgesetzt sieht, beinahe noch prekärer geworden. wie die Bewegung eines Flusses seine Stoffe mit sich führt, sie an Land schwemmt oder im Wasser untergehen lässt, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen, so bewegt sich der Text durch die Zeit – tragisch wie komisch, nachdenkend wie erzählend, in freier Rede wie metrisch gebunden. Ein Requiem, ein großer Gesang.


Die große Abwesenheit

Essays, 2023
Spector Books, ISBN: 978 3 95905 608 3
248 Seiten, €22,00

Unsere Welt verändert sich in einer Geschwindigkeit und Radikalität, für die es noch keine Sprache und Vorstellung gibt. Es ist ein Paradimenwechsel, der sich vollzieht und der wirkt, nicht aber gedacht werden kann, weil er die Bibliotheken des Wissens verlässt, ohne neue zu gründen. 


Risse und Welt

Anthologie, 2023
Axel Dielmann Verlag, ISBN: 978-3-86638-380-7
312 Seiten, €28,00

Herausgegeben von Kurt Drawert.

Mit Fotografien, Faksimiles und Abbildungen.

Anthologie zum 25. Jubiläum der Darmstädter Textwerkstatt mit Beiträgen der Teilnehmer der Textwerkstatt 2017 bis 2022. 25 Jahre lang betreibt Kurt Drawert die Darmstädter Textwerkstatt, aus welcher bislang über 200 Autorinnen und Autoren hervorgegangen sind. Die Leistung, die er hier erbracht hat, spiegelt sich im vorliegenden Band.


Dresden. Die zweite Zeit

Roman, 2020
C.H. Beck Verlag, ISBN: 978-3-406-75477-7
292 Seiten, €22,00

Fünfzig Jahre sind vergangen, seit er als Kind mit seiner Familie nach Dresden gezogen ist, das er 1985 wieder verlassen hat. Nun kehrt Kurt Drawert als Stadtschreiber nach Dresden zurück, wo die Mutter lebt, eine Stadt, die ihm vertraut und doch ganz unvertraut ist. Er ist auf der Suche nach etwas, von dem nur er weiß, dass es ihm fehlt. Die Schönheit und die Wunden dieser Stadt, die Wisse in der Familie und in der eigenen Biografie, das schwierige Verhältnis zum Vater und den Brüdern, die politisch aufgeladene Stimmung in Dresden, die offenen Fragen nach Tätern und Opfern, in der großen wie in der persönlichen Geschichte, und die Suche nach einer Sprache dafür, sind Themen und Motive in diesem dichten, autobiografischen Roman.


Das Eigene im Anderen. Istanbul.

Anthologie, 2018
poetenladen Verlag, ISBN: 978-3-940691-90-3
263 Seiten, €17,80

Herausgegeben von Kurt Drawert.

Anthologie zum 20. Jubiläum der Darmstädter Textwerkstatt mit Beiträgen der Teilnehmer der Textwerkstatt 2015 bis 2016, die zum großen Teil in Istanbul entstanden sind. „Das fließende Ineinandergreifen von Orten und Sprache ist eines der Geheimnisse beim Schreiben, die nie restlos verstanden werden können. Immer hat es mit Einlassungen zu tun, mit Beziehungen von Subjekt und Objekt, Autor und Sache. Dabei ist Schreiben selber ein Ort, aber keiner, der nicht auch die Fläche eines Gegenübers benötigt, so wie der Film eine Leinwand braucht, um gesehen zu werden. Istanbul aber ist mehr als nur eine Leinwand.“ (Kurt Drawert, aus: „Istanbul. Und wieder im Mai“ / Buch I.)


Der Körper meiner Zeit. Gedicht

Gedicht, 2016
C.H. Beck Verlag, ISBN: 978-3-406-69801-9
206 Seiten, €21,90

Mit 96 Abbildungen.

„Der Körper meiner Zeit“ ist ein Langgedicht in fünf Teilen, eine fortlaufende lyrische Bewegung markierend, die die Jahreszeiten, bestimmte Orte und Themen miteinander verknüpft, das Begehren, die Liebe, das Nichts und den Tod. Und wie immer bei Drawert, die Möglichkeit des poetischen Sprechens überhaupt. In erzählerisch weit ausholenden Versblöcken, in freier oder gebundener Rede, melancholisch, ironisch oder sarkastisch, bildstark und reflektierend, wird aus diesem Körper der Sprache ein Körper der Zeit. Er nimmt die Verwerfungen des Gegenwärtigen auf wie die Sehnsucht nach Dauer und Anwesenheit des sprechenden, lyrischen Ichs. Ein starkes Motiv ist die Trauer um eine scheiternde, große Liebe, der im Innersten widerfährt, was auch in der Welt ist. Fritz J. Raddatz, der Teile des Gedichts kannte, schrieb: „Kurt Drawert ist es gelungen, in makelloser Sprache, in brennenden Bildern zu bannen, was unser aller Existenz ausmacht: das Elend der Suche nach Glück.“ Beigeordnet ist eine Serie von Schwarz-Weiß-Fotos, die den Blick vom Schreibtisch auch zu einer Topographie des Textes werden lässt: „Blicke auf nichts“.


Die Signatur deiner Augen. Junge Lyrik aus Deutschland und der Türkei

Anthologie, 2015
Luxbooks Verlag, ISBN: 978-3945550120
150 Seiten, €22,00

Herausgegeben von Kurt Drawert.
Zweisprachig.

Im Sommer 2014 trafen sich auf Einladung des Goethe-Institus Istanbul sechs Lyrikerinnen und Lyriker der Darmstädter Textwerkstatt mit Lyrikern aus der Türkei, um sich gegenseitig zu übersetzen.
Entstanden ist diese zweisprachige Anthologie – gefördert vom Goethe-Institut und herausgegeben im Luxbooks Verlag.

Mit Beiträgen von:
Ann-Kathrin Ast (Innsbruck); Özlem Özgül Dündar (Wuppertal); Kurt Drawert (Darmstadt); Marit Heuß (Dresden); Alicia Metz (Darmstadt); Andreas Pargger (Lienz/A); Martina Weber (Frankfurt am Main) sowie aus Istanbul: Furkan Caliskan; Cenk Gündogdu; Nafer Ermis; Deniz Durukan; Gonca Özmen; Göksenur C. und Nilay Özer.


Was gewesen sein wird

Essays, 2015
C.H. Beck Verlag, ISBN: 978-3-406-67488-4
295 Seiten, €15,00

Ob er sich Schriftstellern wie Flaubert, Büchner oder Kafka zuwendet, Orten wie Prag, New York oder Istanbul, der Sprache der Diktatur, der politischen Rhetorik oder dem Ereignisraum des Gedichts – immer ist Kurt Drawert so unbestechlich wie radikal, so herausfordernd wie verletzlich und so klug wie kompromisslos, wenn es um die bedrohte Stellung des Subjekts in der Geschichte geht und um die Verteidigung seines Rechtes auf Anwesenheit.
Wie die Systeme der Welt mit ihren Zwängen und Verwerfungen oder auch Widerständen und Ekstasen des Einzelnen sich in den Körper, das Unbewusste und die Sprache einschreiben, stets in Bewegung zwischen Auflehnung und Anpassung, Selbstbewusstsein und Selbstverlust, das zeichnen diese Essays in der ihnen eigenen sprachlichen Genauigkeit nach. Wir, deren Leser, werden wachgehalten durch sie und geschärft in unserem kritischen Verstand, den Konflikten der Zeit nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Denn „Was gewesen sein wird“ entscheiden immer noch wir selbst…


Spiegelland

Roman. Prosa. Material, 2015
Luxbooks Verlag, ISBN: 978 3 939557 19 7
538 Seiten, €24,80

Der Roman Spiegelland erzählt in kreisenden, verstörend schönen Sätzen von einer zerstörerischen Vater-Sohn-Beziehung und von Macht und Ohnmacht der Sprache. Traurig, wütend, ruhelos und mit fast dunkler Komik wird so zugleich die Geschichte Deutschlands und das Leben einer zerrissenen Familie erzählt. Ergänzend zur Neuauflage dieses vermutlich ersten bedeutenden Romans zum Untergang der DDR erscheinen zum ersten Mal in einem Band versammelt die Prosatexte, Erzählungen und Essays Kurt Drawerts aus der Nachwendezeit, darunter Haus ohne Menschen, das mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde.


Provokationen der Stille

Kritiken und Essays, 2012
Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde, ISBN: 978 3 87390 310 4
190 Seiten, €14,95

Die hier vorliegende Auswahl umfasst Kritiken und Essays zur Literatur der Jahre 1994 bis 2011. Daneben Aufsätze, Nachworte und Laudationen zur Literatur und zu herausragenden Autoren. Ebenso werden eine Reihe junger Lyriker und Lyrikerinnen vorgestellt, die heute zum festen Bestand der deutschen Gegenwartsliteratur gehören und in den 1990er Jahren noch „Geheimtipps“ waren. Dies alles betrachtet im Fokus eines leidenschaftlichen Interesses an Literatur, das immer auch ein Interesse an der Verfasstheit unserer Zeit ist.


Schreiben. Vom Leben der Texte

Monographie, 2012
C.H. Beck Verlag, ISBN: 978 3 406 63945 6
288 Seiten, €19,95

Mit diesem Buch legt Kurt Drawert nicht nur ein Handbuch zum Schreiben vor, sondern auch einen Versuch über das, was Schreiben im radikalen Sinne bedeutet. Ebenso bietet er Einblicke in die Praxis des Schreibens und bespricht Probleme poetischer Techniken anhand von Beispielen und Exkursen.
Autorinnen und Autoren, die tiefer in das Geschehen ihrer Arbeit eindringen wollen, aber auch alle anderen, die Einsichten in die Entstehungsgeschichte literarischer Texte suchen, über ihre Wirkung und Kriterien zu ihrer Beurteilung nachdenken möchten, werden hier reich belohnt. Es geht auch um das Verhältnis von Talent und Handwerk, Schreibanlass und Schreibumgebung und immer um die Frage: Wie wird aus Normalsprache ein poetischer Text, was wird unter welchen Bedingungen Literatur? Und da die ganze Person in allen ihren Beziehungen im Akt des Schreibens anwesend ist, muss, um gut oder besser oder anders schreiben zu können, auch die ganze Person in Betracht gezogen werden.