Marlis Thiel

Porträt von Marlis Thiel
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Marlis Thiel, geb. 1950 in Grevesmühlen in der damaligen DDR, 1961 Umzug nach Niedersachsen. Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Soziologie in Göttingen, Berlin und Bremen. Arbeitsschwerpunkte: Biographie, Dokumentation, Essay, Roman, Kurzgeschichte. Seit 1990 Dozentin in der Erwachsenenbildung. 2001 erschien ihr erster Roman Dieses Blaue des Himmels. 1998 Promotion mit einer Monographie über den Schriftsteller Klaus Mann, leider vergriffen.

Preise und Stipendien:
2000 Autorenstipendium der Freien Hansestadt Bremen
2006 Förderpreis des Schriftstellerverbandes Niedersachsen / Bremen

Mehr von Marlies Thiel


Bibliographie

Von Orpheus zu Edna Millay

Sonette, 2020
Königshausen & Neumann, ISBN: 978-3-8260-7056-3
358 Seiten, €28,00

Baudelaire hat das Sonett für das Neunzehnte Jahrhundert auf die Höhe der Kunst gebracht, Edna St. Vincent Millay für das Zwanzigste. Dazwischen klaffen Abgründe, Kriege, Generationen… Und noch länger ist der Weg zu Shakespeare zurück, oder zu Orpheus, dem mythischen Urahn aller Sprachkunst. Vierzehn Zeilen sind es, nicht mehr. Schon in sich selbst eine Übersetzung: Dass aus dem Chaos eine Form werde. Und aus vierzehn Zeilen eine Welt, die lebt, die bezaubert… Das Buch versammelt Sonette der bekannten Bremer Schriftstellerin und Übersetzerin Marlis Thiel, gefolgt von Sonetten der vor 70 Jahren verstorbenen amerikanischen Lyrikerin Edna St. Vincent Millay (1892– 1950).


Charles Baudelaire "Le Fleurs du Mal"

Gedichte, 2018
Königshausen & Neumann, ISBN: 978-3-8260-6371-8
322 Seiten, €16,80

Mit Charles Baudelaire (1821–1867) war eine schwarze Sonne am Himmel über Paris erschienen; spätestens seit dem Prozess 1857 gegen die Fleurs du Mal, den der Dichter verlor, wurde aus dem Leben zwischen Fluch und Segen eine bittere Wahrheit. Aber mehr als die Biographie des Dichters stand auf dem Spiel. Was kümmert die Kunst das Leben? Die Fleurs du Mal sind vor allem die Blumen der Kunst; Gedichte, die einem hohen Anspruch genügen, nicht geringer als das maximal Mögliche; Sprachkunst zwischen den Extremen spleen et idéal; Trübsinn und Schönheit in wechselseitiger Durchdringung.


Der Kaufmann und das Meer

Roman, 2011
Donat Verlag, Bremen, ISBN: 978-3-938275-88-7
240 Seiten, €18,80

Ein absonderliches Paar, das eigentlich nicht zusammen passt: der Lyriker Gottfried Benn und der Bremer Kaufmann und Kunstmäzen Friedrich Wilhelm Oelze, seit Ende 1932 ständiger Briefpartner des Dichters – eine Beziehung, die in der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts ihresgleichen sucht. Ihre Freundschaft lebt von Anziehung und Abstoßung, von Nähe und Distanz, vom Austausch und Wettstreit mit Goethezitaten, vom Geben und Nehmen. Beide Männer wollen gerettet werden – und sie retten sich. Ein Märchen beinahe, das in ihrem Fall wahr wird.
Der Roman erzählt die Geschichte von Kunst und Kommerz, die sich nicht lieben, aber doch voneinander nicht lassen mögen. Der Leser wird in „gemischte Charaktere“ geführt – lebensprall in ihrer Individualität und in eine sprachliche Gestalt gefasst, die weit über die Aufzeichnung von bloßen Psychogrammen hinausgeht und einer literarischen Tradition verpflichtet ist, wie man sie heute nur selten findet.


Vielleicht das Meer

Texte, 2005
Atlantik Verlag, Bremen, ISBN: 978-3926529855
89 Seiten, €10,80

Die Autorin beschreibt in einem außergewöhnlichen Sprachrhythmus anhand szenischer Annäherungen Leben und Werk der berühmten französischen Schriftstellerin Marguerite Duras (1914-96). In fünf erzählten Bildern streift sie immer wieder die dünne Scheidewand zwischen phantasievollem Aufleben und deprimierenden Abstürzen im Prozeß der schriftstellerischen Arbeit.
Ein Text um Fiktion und Wirklichkeit beim Schreiben, in dem die Protagonistin Duras ihre Figuren durch ihre Texte gehen sieht. »Sie schauen die Blumen nicht an. Sie schauen in die Ferne. Vielleicht sehen sie das Meer.«
Es geht um Liebe, Leben und Tod, aber vor allem um Not und Beglückung des Schreibens an sich und schließlich »das wunderbare Gefühl, ein Buch endlich in der Hand zu haben«.