Peter Sinapius, geboren 1955, absolvierte zunächst eine handwerkliche Ausbildung, bevor er Malerei an der Hochschule für bildende Künste Kassel und am San Francisco Art Institute studierte. Nach einem weiteren Studium der Kunsttherapie in Köln arbeitete er über ein Jahrzehnt in Wiesbaden mit Kindern und Jugendlichen und realisierte Kunstprojekte im öffentlichen Raum. 2003 wurde er auf eine Professur für Kunsttherapie und Malerei an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg berufen und leitete dort das Institut für Kunsttherapie und Forschung. 2010 promovierte er an der European Graduate School mit der Arbeit Ästhetik therapeutischer Beziehungen und war anschließend Mitglied der Fakultät Arts, Health and Society. Er realisierte zahlreiche Forschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft, übernahm 2012 die Professur für Intermediale Kunsttherapie an der MSH Medical School Hamburg und baute den Studiengang Expressive Arts in Social Transformation auf. Seit 2021 ist er im Ruhestand. Zuletzt ist von ihm erschienen: Vom Hinsehen und vom Wegsehen/Soziale Praktiken im Nationalsozialismus (2023).
Es ist nicht vorbei
Erscheint demnächst
Vergangenheitsverlag, ISBN: 978-3-86408-356-3
208 Seiten, €18,00
Wenn im Leben etwas passiert, kann man sich fragen, wie es dazu gekommen ist. Vor allem dann, wenn etwas schief gelaufen ist. Man kann es aber auch verdrängen und zur Tagesordnung übergehen. Dann wird ein blinder Fleck daraus. Von solchen blinden Flecken handelt die vorliegende Erzählung. Der Erzähler stößt auf alte Fotos, die die Höhepunkte seines Lebens dokumentieren sollen. In Wirklichkeit aber ist seine eigentliche Geschichte unter ihnen begraben: Die Geschichte eines kleinen Jungen, der Unsinn im Kopf hat und in dessen Haut er einmal gesteckt hat. Er versucht diesem Leben auf die Spur zu kommen, indem er sich in die Geschichte dieses Jungen verstrickt und holt ihn damit in seine Gegenwart. Dabei gerät die lineare Beziehung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus den Fugen und damit auch das Verhältnis von Weg und Ziel, dem – scheinbar unausweichlich – ein jedes Leben unterworfen ist. Was einmal war, ist aber nicht vorbei.
Vom Hinsehen und vom Wegsehen
2023
Psychosozial-Verlag, ISBN-13: 978-3-8379-3307-9
253 Seiten, €29,90
Ein Großvater, der für seinen Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ins Konzentrationslager gebracht wird, ein Vater, der in der Wehrmacht als Offizier Karriere macht, und eine Mutter, die von ihrer Zeit im Bund Deutscher Mädel regelrecht erfüllt ist. Wie haben sie ihre Welt gesehen und welcher Weltanschauung sind sie gefolgt? Warum haben einige von ihnen die politische Welt ausgeblendet und die Verfolgung von Minderheiten geduldet, während andere sich der Gewaltherrschaft verweigert und Widerstand geleistet haben?
Im Spannungsfeld von Moralphilosophie und Wahrnehmungspsychologie beleuchtet Peter Sinapius heterogene Lebensentwürfe (s)einer Familie während des Nationalsozialismus. Religiöse Überzeugungen, soldatische Tugenden, blinder Gehorsam oder rassistische Überlegenheitsfantasien werden dabei als soziale Praktiken der Unterdrückung, der Anpassung oder des Widerstands verstehbar, die grundsätzlich nach den Bedingungen totalitärer oder freier Gesellschaften fragen.
Handbuch künstlerischer Therapien
Handbuch, 2021
Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN: 978-3-525-40779-0
180 Seiten, €28,00
Kann ein performatives Kunstverständnis mittels Philosophie, Anthropologie und Ästhetik zum Fundament der therapeutischen Praxis werden? Peter Sinapius und Mona Behfeld formulieren einen Paradigmenwechsel in den Künstlerischen Therapien und stoßen einen wegweisenden Diskurs an. Der erste Teil des Handbuchs zur Kritik der therapeutischen Praxis setzt sich mit Kausalität, Sprache, Selbsterfahrungspraktiken und dem Verhältnis von künstlerischer und therapeutischer Praxis auseinander.
Der zweite Teil behandelt die Philosophie der therapeutischen Praxis und betrachtet die Schnittstellen von Kunst- und Lebensräumen, sozialer Interaktion und Medien, Wahrnehmung und Darstellung.
"Wie ist es, eine Farbe zu sein?"
2013
Frank & Timme, ISBN: 978-3-86596-502-8
122 Seiten, €29,80
„Arts in Social Transformation“ ist das Leitthema der vorliegenden Aufsatzsammlung, die einen Beitrag leistet zur Theoriebildung der künstlerischen Praxis in sozialen Bereichen: in Schulen, im Stadtteil, in Museen, mit alten Menschen, mit Kindern, in internationalen Projekten. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln geht der Autor der Frage nach, wie eine kunstorientierte Arbeit soziale Veränderungsprozesse unterstützen oder gar auslösen kann: Können soziale Beziehungen ästhetisch sein? Macht Kunst „glücklich“? Wirkt sich künstlerisches Handeln auf die Gestaltung unserer Lebenswirklichkeit aus? Verändert die künstlerische Praxis unser Wahrnehmen und Handeln im Alltag? Beeinflusst sie unsere Kommunikation?
Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz
2016
HPB University Press
Mit dem vorliegenden Band wird ein bereits an zahlreichen Museen erprobtes Modell für eine sinnesorientierte Kunstvermittlungspraxis für Menschen mit Demenz vorgestellt. Es ist Ergebnis einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie zur Frage, wie die Kunstvermittlung im Museum Menschen mit Demenz individuelle und kollektive Erfahrungen ermöglichen kann, die an ihren spezifischen Potentialen anknüpfen. Ziel ist es, die kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe alterserkrankter Menschen zu fördern und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität, Handlungskompetenz und sozialen Integration und damit zur Vermeidung drohender Isolation und Vereinsamung beizutragen. Das Museum ist als sozialer und kultureller Erfahrungsraum für Menschen mit demenziellen Veränderungen besonders gut geeignet, da die ästhetischen Qualitäten von Kunst sich nicht in erster Linie kognitiv und sprachlich vermitteln, sondern vor allem über das sinnliche und emotionale Erleben.
Künstlerische Arbeit in Veränderungsprozesse
2016
HPB University Press
Der Sammelband vereinigt Aufsätze zur künstlerischen Arbeit in sozialen, individuell-gesundheitlichen und organisationalen Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Er bezieht sich dabei sowohl auf die aktuelle Theoriebildung in künstlerisch-wissenschaftlichen Disziplinen, als auch auf systemisch begründete Konzepte einer künstlerischen Praxis. Die wissenschaftliche Fundierung einer künstlerischen Veränderungsarbeit, bei der performative und handlungsorientierte Aspekte im Vordergrund stehen, ist der jüngeren Theoriebildung in den Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaften zu verdanken. Aus dieser Perspektive sollen mit dem hier vorliegenden Buch erstmals die Eckpunkte einer künstlerischen Arbeit in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen theoretisch systematisiert und auf unterschiedliche Praxisfelder bezogen werden.
Bildstörung
2012
Claus Richter Verlag, ISBN 978-3-924533-62-5
135 Seiten, €18,90
Die in diesem Band zusammengestellten Beiträge und Dokumente sollen einen Einblick in die künstlerische Projektarbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geben uns sie unter verschiedenen Gesichtspunkten untermauern. In ihrem Mittelpunkt steht die Dokumentation eines Projektes, das 2010/2011 im Rahmen einer Kooperation zwischen der Clemens-August-Jugendklinik und der Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg stattfand. Dabei begegneten sich Studierende der Fachhochschule und Jugendliche der Klinik an mehreren Projekttagen und arbeiteten künstlerisch miteinander. Der Leitgedanke der Projekttage war: „Begegnung auf Augenhöhe“. Dabei waren auf beiden Seiten Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar geworden, die vor dem Hintergrund des klinischen und Universitären Alltags alle Beteiligten überraschte. Mit den hier zusammengestellten Beträgen, in denen auch die beteiligten Jugendlichen und Studierenden zu Wort kommen, soll die künstlerische Projektarbeit in die aktuelle klinische Praxis der Kinder- und Jugendpsychiatrie und die mit ihr verbundenen therapeutischen und ästhetischen Konzepte eingeordnet werden.
Ästhetik therapeutischer Beziehungen
2010
Shaker Verlag, ISBN 978-3-8322-9627-8
448 Seiten, €49,80
Wir gehen Beziehungen ein, indem wir Spielräume schaffen, in denen sie sich vollziehen können, indem wir uns auf den Anderen einstimmen, dem wir begegnen, indem wir mit ihm ein Stück des Weges gehen und – wenn wir Glück haben – eine Geschichte mit ihm teilen. Die Künste können uns lehren, wie man sich gemeinsam bewegt, sich einstimmt, die Welt mit anderen Augen sieht und sich dem Anderen, Neuen oder Überraschenden öffnet. Die Künste sind aber nicht darauf aus, uns die Welt verfügbar zu machen: Was zu uns spricht, liegt nicht in unserer Macht. Das ist ein Grundzug des Dialogischen.
So möchte ich sein
2009
Claus Richter Verlag, ISBN: 978-3-924533-98-4
136 Seiten, €18,90
Die Bilder, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind Teil der Lebens- und Krankheitsgeschichte einer an Krebs erkrankten Frau: die Bilder von Klara Meves. Sie waren Gegenstand einer Forschungsstudie, die am Beispiel dieser Bilder aus der Kunsttherapie Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung bei Krebs untersucht hat. Sie werden im Rahmen weiterer lebensgeschichtlicher Dokumente gezeigt, in deren Zusammenhang sie eine Bedeutung für den Leser gewinnen. Sie mögen für all jene interessant sein, die Menschen in Krisensituationen begleiten oder sich für ihre eigenen Verwundungen, ihre eigenen Hoffnungen, ihr eigenes Scheitern und für den (künstlerischen) Umgang mit eigenen Krisen Interessieren.
Ich seh dich so gern sprechen
2008
Verlag Peter Lang, ISBN: 9783631566244
290 Seiten
Obwohl für Wissenschaft und Forschung, für Verständigung und Vermittlung unverzichtbar, ist die Sprache im Kontext der künstlerischen Therapien bisher kaum thematisiert worden. Die Frage nach einer angemessenen Sprache erhält in Dokumentationen künstlerisch therapeutischer Praxis insofern eine besondere Bedeutung, als hier der schöpferische Mensch im Mittelpunkt steht. In ihren Beiträgen nähern sich die Autorinnen und Autoren dieses Bandes dem Thema Sprache interdisziplinär und unter wechselnden Blickwinkeln. Sie untersuchen Differenzen und Kongruenzen von sprachlichen und bildnerischen Medien und erkunden Eigenschaften und Gestaltungsmöglichkeiten sprachlicher Darstellung im Bezugsfeld kunsttherapeutischer Praxis und Forschung.
Therapie als Bild - Das Bild als Therapie
2007
Verlag Peter Lang
224 Seiten
Eine Kunst, die sich das Soziale zum Thema macht, führt an die Schnittstelle zwischen Kunst und Therapie. Sobald der therapeutische Raum als sozialer Raum ins Spiel kommt, gewinnt therapeutisches Handeln eine sozialkünstlerische Komponente. Der Blick wird über das gestaltete Objekt hinausgeführt auf die Bedingungen der therapeutischen Interaktion als Gegenstand der Gestaltung. Sie wird zum Teil einer Geschichte, an der Patient und Therapeut Anteil haben.
Die Geschichten aus der kunsttherapeutischen Praxis, die der Autor erzählt, beschreiben den Raum, in dem zwischen Therapeut und Patient ein Bild entstehen kann: den intermediären Bereich. An die Stelle eines traumatisierenden Bildes vermag ein anderes zu treten: das erlebte Bild, zu dem die Therapie einen neuen, sinnstiftenden Zugang eröffnet.
Grundlagen, Modelle und Beispiele kunsttherapeutischer Dokumentation
2007
Verlag Peter Lang, ISBN: 3-631-55052-9
Die Dokumentation kunsttherapeutischer Praxis ist der Ausgangspunkt für kunsttherapeutische Forschung. In diesem Band werden Grundlagen, Modelle und Beispiele der Dokumentation vorgestellt, die den Stand praxisorientierter Forschung in der Kunsttherapie widerspiegeln. Im Mittelpunkt stehen dabei Kriterien, die mit den spezifischen Bedingungen der Kunsttherapie einhergehen: Die Subjektivität und die individuellen Bedingungen kunsttherapeutischer Praxis sowie die wissenschaftstheoretischen und anthropologischen Voraussetzungen kunsttherapeutischer Dokumentation. Wer die kunsttherapeutische Praxis zum Ausgangspunkt der Dokumentation nimmt, berührt immer auch die Integrität des Anderen: … denn in der Art wie man über einen Menschen spricht, sagt man nicht nur etwas aus, sondern berührt man ihn auch. (Peer de Smit)