Grass Grenzenlos

Fr, 05. Dezember 2025
19.00 Uhr
John & Will Silohotel by Guldsmeden, Raum Boven 7, Auf der Muggenburg 50, 28217 Bremen


Der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass sprengte mit seinem Werk und Wirken Grenzen. Sein immer auf genaueste Zustandsbeschreibung gerichteter Blick über künstlerische, politische und geografische Begrenzungen von Denken und Handeln hinaus und sein Bestreben, Künstler fremder Literaturen zu fördern, inspiriert eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Motto Grass Grenzenlos. Namhafte Künstler aus unterschiedlichen Ländern und Generationen werden miteinander ins Gespräch gebracht über ihr Schaffen.

Die zweite Veranstaltung der neuen Reihe bestreiten am 5. Dezember 2025 unter dem Titel Zweifel schenken der tschechische Dichter und Diplomat Tomas Kafka und die u.a. mit dem Ingeborg Bachmann-Preis ausgezeichnete ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk. Den Titel gab eine Selbstverortung von Günter Grass vor: „Mich trägt keine Lehre. Die Lösung weiß ich nicht. Ich schenke euch Zweifel…also nervös zu sein, verstört zu sein, zu den Verlierern zu gehören, zu wissen was man verloren hat… Zumeist sind den Heimatlosen und Entwurzelten die Horizonte weiter gespannt als den Bewohnern kleiner und größerer Erbgrundstücke…“ Tomas Kafka hat den Exodus von Dissidenten, die Unterdrückung von Literatur und deren Untergrund-Existenz in der ehemaligen Tschechoslowakei hautnah miterlebt, auch, wie Kulturen einander durchwirkten. Tanja Maljartschuk erlebt tagtäglich die physische und intellektuelle Bedrohung durch die russischen Invasoren. Gibt es noch Hoffnung? Gemeinsame europäische Wege?

Tanja Maljartschuk ist eine ukrainische Schriftstellerin und Essayistin. Zuletzt erschienen auf Deutsch der Roman »Blauwal der Erinnerung« (2019) sowie der Essayband Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus (2022), beide bei Kiepenheuer & Witsch. Sie wurde unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis (2018) und dem Jeanette-Shocken-Preis (2024) ausgezeichnet. 2022 kuratierte sie das Literaturfestival München mit dem Schwerpunkt Ukraine. Seit 2025 Mitherausgeberin der achtbändigen Ukrainischen Bibliothek im Wallstein Verlag. Sie lebt in Wien und schreibt regelmäßig für deutschsprachige Medien.

Tomáš Kafka wurde in Prag als Sohn des Germanisten und Übersetzers (u.a. Die Blechtrommel von Günter Grass) Vladimír Kafka geboren. Er studierte Russisch und Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag. Seit 1990 war er im Außenministerium tätig, davon acht Jahre „ausgeliehen” an den Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds, wo er als tschechischer Ko-Geschäftsführer tätig war und u.a. an der Entschädigung der tschechischen Holocaustopfer mitwirken konnte. Nach der Rückkehr ins Außenministerium widmete er sich nach seiner wiederholten Ernennung zum Direktor der einschlägigen territorialen Abteilung der Situation in Mitteleuropa und war eine Zeit lang auch nationaler Koordinator der Visegrád-Gruppe, zu der Tschechien, Polen, Ungarn und die Slowakei gehören. Seine Erfahrungen verarbeitete er gemeinsam mit Bernhard Schlink später im gemeinsamen Theaterstück Mitteleuropa: Geschichte eines Denkmals. In seiner diplomatischen Karriere war er zwischendurch auch Botschafter und zwar in Irland (2008-2013) und Deutschland (2020-2024). Für seine Tätigkeit wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und der Verdienstmedaille Bene Merito des polnischen Außenministers ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer Gedichtbände, Theater-Einakter und insbesondere Übersetzungen aus dem Deutschen (z. B. Bernhard Schlink, Heinrich Hoffmann, Hans Magnus Enzensberger, Wilhelm Busch, Thomas Brussig, Werner Schwab). Kafka lebt mit seiner Familie in Prag und ist wieder als Direktor der Mitteleuropäischen Abteilung im Außenministerium tätig


Eintritt frei!
Um Anmeldung unter desk@grass-medienarchiv.de oder unter 0176 53778500 wird gebeten.

Die Veranstaltungsreihe entsteht in Kooperation der Günter Grass Stiftung Bremen mit der Bremer Shakespeare Company, dem Festival Globale und der City of Literature. 

Szene einer Lesung aus Sicht des Lesenden
© Rike Oehlerking