Birgit Weyhe - Schweigen
Mo, 17. November 2025
19.30 Uhr
Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12-19, 28203 Bremen
Über die Graphic Novel: Als Folge von Diktatur und Unterdrückung wird in den meisten Ländern geschwiegen – was die Täter schützt und das Gedenken an die Opfer verblassen lässt. Die Graphic Novel Schweigen erinnert an zwei Frauen und ihre Schicksale.
Zum einen Ellen Marx, die als 17-jährige deutsche Jüdin im Frühjahr 1939 nach Buenos Aires emigriert. Ellens gesamte Familie kommt im Holocaust um. In den 1970er Jahren wiederholt sich Ellens Diktaturerfahrung auf tragische Weise: Ihre Tochter Nora „verschwindet“ während der grausamen argentinischen Militärdiktatur.
Zum anderen Elisabeth Käsemann: Sie gehört zur deutschen Nachkriegsgeneration, die sich innerhalb der Studentenbewegung politisiert. Ab 1969 studiert sie in Buenos Aires und engagiert sich in den Armenvierteln der Stadt. 1977 wird sie verhaftet, in das Folterlager El Vesubio verschleppt und ermordet. Das Auswärtige Amt schweigt dazu, da wirtschaftliche Interessen und die bevorstehende Fußball-WM in Argentinien wichtiger erscheinen.
Birgit Weyhe, geboren 1969 in München, ist eine Comic-Künstlerin, deren Kindheit in Ostafrika ihren künstlerischen Ausdruck prägte. Nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte schloss sie ihr Diplom im Fach Illustration an der HAW Hamburg ab. Mit Werken wie Madgermanes, das die Biografien mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR thematisiert, hat sich Weyhe in der deutschen Comic-Szene etabliert. Für dieses 2016 im avant-verlag erschienene Buch erhielt sie den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung und den Max und Moritz-Preis. Ihre Arbeiten, die oft autobiografische Elemente oder afrikanische Mythen aufgreifen, zeichnen sich durch eine markante Verbindung von Text und Bild aus und setzen sich mit Themen wie Identität, Heimat und Kultur auseinander.
Zu ihren weiteren Werken zählen unter anderem die autobiografische Arbeit Im Himmel ist Jahrmarkt (2013), das in Zusammenarbeit mit der Autorin Sylvia Ofili entstandene Buch German Calendar No December (2018) und die 2022 erschienene Graphic Novel Rude Girl. Weyhe wurde 2022 in Erlangen mit dem Max und Moritz-Preis als „Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin“ ausgezeichnet. Die Jury des Hamburger Literaturpreises nominierte Rude Girl für die Shortlist des Buch des Jahres und als ersten Comic für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023 in der Kategorie „Sachbuch“. 2024 war Birgit Weyhe eine der Initiatorinnen und Mitwirkenden des Projekts Wie geht es dir? – Zeichner*innen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus. Ihre dokumentarische Graphic Novel Schweigen ist 2025 erschienen.