Lesetipp aus der Redaktion

Cover Ein Tor zum Meer

Der preisgekrönte Journalist Khaled Alesmael wurde als Sohn eines syrischen Vaters und einer türkischen Mutter in Syrien geboren. Nach seiner Flucht aus Syrien lebt Khaled Alesmael heute in London. Er schreibt auf Arabisch und Englisch über Sex, LGBTQ+ und Migration.

Sein neues Buch Ein Tor zum Meer (Albino, 2022) zeigt, dass religiöse Erziehung unser moralisches Empfinden nicht verbessert und uns schon gar nicht zu besseren Menschen macht. In Ein Tor zum Meer hat Khaled Alesmael die Schicksale von zehn schwulen Männern aus der arabischen Welt aufgeschrieben, die ihm im Laufe der Jahre erzählt wurden, und damit denjenigen eine Stimme gegeben, die sonst keine haben. Basierend auf Gesprächen und Korrespondenzen mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern Nordafrikas und dem Nahen Osten erzählt er von Biografien, die die physische und psychische Gewalt verdeutlichen, denen schwule Männer im arabischen Raum ausgesetzt sind. „Sprich nicht drüber“ ist das oberste Motto. In Alesmaels Buch dagegen erzählen die Protagonisten von Scheinehen, sexuellem Missbrauch, Polizeigewalt und Tötungen in ihren Heimatländern, aber auch vom Ringen um eine neue Identität im Exil.

Es sind schockierende Berichte voller Intoleranz und Gewalt. All die sozialen Zumutungen und Erfahrungen, die diese Männer machen, sind ja in der Welt. Sie werden nur verschwiegen. Daher ist die Sichtbarmachung homosexuelle Menschen im arabischen Raum absolut dringlich – und genau darin liegt der große Verdienst dieses Buches.

EIN TOR ZUM MEER | Khaled Alesmael | Übersetzung: Christine Battermann | GESCHICHTEN Albino Verlag | Berlin 2022 | ca. 200 S. | € 22,00


Heike Müller

ist Geschäftsführerin des virtuellen Literaturhauses Bremen. Außerdem gehört sie zum Team unserer Redaktion, die hier regelmäßig Lesetipps gibt. Ihre zweite Heimat ist Andalusien.

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© Carmen Simon Fernandez

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