Paula Klöver: Lebenslinien

Das Bild zeigt die Hand eines Schwarzen Babys.
© Flavia Gava on Unsplash

Familienbande
von Paula Klöver

Wenn deine Haut meine berührt, verbindet sich mehr als nur unsere Haut. Es zerfließen ineinander die Lebenslinien von Generationen von Menschen. 

Du hast meinen Vater im Arm gehalten, als er noch nicht laufen konnte. 
Du fingst ihn auf, als er während seiner ersten Gehversuche wieder und wieder hinfiel. 
Du gabst dein Bestes ihn zu trösten, wann immer er traurig war. 

Du sahst ihn aufwachsen, sich entwickeln und zu sich finden.
Und jeden Tag sahst du auch ein Stück von dir selbst in ihm.

Jahre später hielt mein Vater mich in seinen Armen. 
Seine Haut berührte meine, gleichzeitig fühlten wir deine Spuren. 
Er sah, wie ich mich entwickelte und zu mir selbst fand. 
Und immer hat er auch ein Stück von dir in mir erkannt.

Mein Vater hat deine Sanftmut und dein verschmitztes Grinsen bekommen. 
Ich wiederum trage die Neugierde und den Humor von dir und ihm in mir herum. 

Zarte Familienbande spannen sich zwischen uns ohne Worte. 
Viel mehr ein Gefühl der Verbundenheit, des Vertrauens und der Dankbarkeit. 

Deine Lebenslinien fließen durch deine Kinder in deinen Enkelkindern weiter.
Auch ich werde irgendwann Kinder aufwachsen sehen, ihnen bei ihrer Entwicklung zur Seite stehen. Und auch meine Hände werden Lebenslinien weitertragen, von dir, über meinen Vater, zu mir, zu meinen Kindern.

So spannen sich unzählige Linien ausgehend von dir und deinen Vorfahren über deine Nachfahren in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft über diese Welt. 

Dank dir wandeln wir über diesen Planeten, dank dir ziehen wir heute von Tag zu Tag.
Gemeinsam, deine Hand - in Papas Hand - in meiner Hand, geben wir uns Halt. 


Between cultures and cities
von Paula Klöver

I want the world to see us as equals
I want the people to look behind the color of your skin
I want the neighbors and the elders to see you through my eyes
I want the teachers to meet you without prejudice in their heads
I want the bosses and the professors not to immediately question your abilities

You are sweet and empathetic
You are intelligent and kind
You are warm and generous

I want them to listen to your stories
I want them to see the sparkle in your eyes when you speak
I want them to feel all your worries 
I want them to look at you as everything except weak

You are a loving brother to your siblings
You are a caring son to your parents
You are a supportive nephew to your aunts and uncles

I want you to not have to leave this country when you struggle to find your place
I want you to feel comfortable and equally valued
I want you to be free from all the hurdles you take every day
I want you to get the help you so desperately need

You are a human
just like me
You are neither scary nor dangerous
You could never be

But there is no place on earth where we could have it like this. Or do you know such thing? 
If so, show me and I’ll leave my country behind in a heartbeat. 



Paula Klöver

ist Teil von Blogsatz, einem Projekt der Universität Bremen, der globale° und des virtuellen Literaturhauses. Sie ist 24 Jahre alt und in Bremen aufgewachsen. Derzeit studiert sie im Master Transnationale Literaturwissenschaften an der Universität Bremen, wird aber im Herbst ihrer Reiselust nach Istanbul folgen und dort ein Auslandssemester verbringen. Paula Klöver fotografiert gern analog, hat mehr Zimmerpflanzen als Quadratmeter zuhause und verbringe ihre Abende am Liebsten beim Kochen gemeinsam mit Freund*innen. Nach ihrem Master möchte sie gerne weiter schreiben und in der Literaturszene Fuß fassen; sowohl hinter den Kulissen als auch als Autorin kann sie sich ein Leben ohne Arbeit und Kreativität mit Sprache nicht mehr vorstellen.

Zu blogsatz

Eine junge Frau mit langen Haaren und Brille sitzt auf einer Treppe.
© privat

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