Die Globalisierung ist der Ursprung allen Übels.
In einer Zukunft nach der Klimakatastrophe schotten sich die Menschen in sogenannten „Siedlungen“ voneinander und vom Rest der Welt ab. Gewalt sowie jegliches Ansammeln von Wissen über das Davor und das Draußen ist strengstens verboten.
Unsere Protagonistin verkauft ihre Fähigkeit, sich in andere Frauen zu verwandeln, und das schon so lange, dass sie ihren eigenen Namen vergessen hat. „Begegnungen“ nennt sie das. Dabei spielt sie Ex-Partnerinnen, ehemalige Freundinnen und zerstrittene Familienmitglieder.
Als sie von Gil, einem geheimnisvollen Mann, angefragt wird, seine verschollene Ehefrau Emma zu spielen, zögert sie. Obwohl der Auftrag gegen ihr Berufsethos verstößt, nimmt sie ihn schließlich an. Doch je länger sie bei ihm bleibt, desto mehr beschleicht sie das Gefühl, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit über Emma erzählt. Der anfangs noch so nett und zivilisiert wirkende Mann zeigt nach und nach sein wahres Gesicht. War Emma wirklich so verrückt, wie Gil es behauptet? Je mehr sie versucht, über Emma und ihr Verschwinden herauszufinden, desto aggressiver wird er.
Während die Geschichte voranschreitet, fällt das System der Siedlung immer weiter in sich zusammen. Was eine gewaltfreie Utopie hätte sein können, ist in Wirklichkeit eine noch immer von Gewalt geprägte Gesellschaft. Frei atmen kann hier niemand.
Das Buch schafft eine Atmosphäre, die einen in ihren Bann zieht. Was auf den ersten Blick wie eine interessante Zukunftsspielerei mit einem Hauch Mystery scheint, ist auf den zweiten Blick eine interessante Analogie auf Freiheit, beziehungsweise auf die Abwesenheit jener. Wer wie ich lieber fiktive Geschichten liest, um sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen, der ist hier genau richtig.
Paula Seekamp
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