Umgeblättert: Als Schlaf die Schnauze voll hatte I

Hand blättert um
© Rike Oehlerking

Es waren einmal zwei Brüder, die hießen Schlaf und Traum. Traum war immer lustig und sprühte vor Ideen und Einfällen. Schlaf hingegen war ein gemütlicher Typ, in dessen Nähe sich alle Menschen sofort geborgen fühlten.

Eine Sorge plagte Schlaf jedoch: Er hatte das Gefühl, bei Kindern nicht besonders beliebt zu sein. Denn immer, wenn seine Zeit begann – die Schlafenszeit – stöhnten die Kinder rund um die Welt: 

„Ich will noch nicht schlafen!“ 

„Ich spiel doch gerade noch so schön!“ 

„NEEIIIIIIN!“


Oft beschwerte sich Schlaf bei seinem Bruder: „Es ist so ungerecht!“

Traum lachte: „Fängst du schon wieder damit an?“

Aber Schlaf klagte weiter: „Immer muss ich der Erste sein und die Kinder zum Schlafen bringen. Du hast es viel leichter als ich!“

Traum knuffte Schlaf aufmunternd in die Seite: „Komm schon: Ohne dich kann ich nicht sein, das weißt du doch. Wir gehören zusammen. Erst du, dann ich!“ 

Aber Schlaf seufzte und schaute in die Ferne: „Ein einziges Mal nur möchte ich, dass die Kinder sich auf die Zeit mit mir freuen und mir zur Begrüßung zu rufen: ‚Hallo Schlaf! Wir haben dich so vermisst! Endlich Schlafenzeit! Juhu, juhu!“

„Jaja, juhu, juhu“, brummte Traum und rollte mit den Augen. Er fand, dass sein Bruder sich mal wieder ziemlich in die Sache hineinsteigerte.


„Dabei mache ich doch so viel für die Kinder, wenn sie schlafen!“ rief Schlaf und zählte auf: „Wenn sie krank sind, dann heile ich sie. Ich helfe ihnen beim Lernen und Wachsen, damit sie schlau und groß werden. Aber wird mir das gedankt? Nein. Kein bisschen.“ 

Jetzt platzte Traum der Kragen: „Ach, du machst ja immer alles sooo richtig und bist sooo vernünftig. Aber wo bleibt denn bei dir der Spaß? Mit mir erleben die Kinder die wildesten Abenteuer! Kinder lieben Spaß, und deswegen lieben sie mich!“


Umblättern:

Ein Astronaut und ein Affe sitzen auf einem Planeten und lesen.

 

Johanna Lindemann liest auch dieses Jahr bei der Galaxie der Bücher!

Galaxie der Bücher ist das Bremer Lesefestival für junge Leser*innen von 2 bis 10 Jahren. Wir durchstreifen gemeinsam das Universum der Geschichten und entdecken Bücher von spannenden Kinder- und Jugendbuchautor*innen. In unseren Workshops kannst du außerdem selbst kreativ werden. Nimm Platz in unserer Rakete, die Fantasie ist unser Antrieb!

Vom 18.-24. November laden wir zum nächsten Lesefest in die Zentralbibliothek und das Kulturzentrum Kukoon ein und sind außerdem in Schulen und Kitas zu Gast. Sei dabei - der Eintritt ist frei!

Johanna Lindemann

Johanna Lindemann arbeitete als Jahrmarktsverkäuferin, untalentierte Barkeeperin und ehrliche Werbetexterin, immer auf der Suche nach neuen Geschichten. Ihre Töchter haben aus ihr einen besseren Menschen gemacht. Und so erzählt Johanna Lindemann heute am liebsten Kindern ihre Geschichten – weil da die Augen am meisten leuchten. Ihr erstes Kinderbuch Das Regenmädchen veröffentlichte Johanna Lindemann 2013. Seitdem folgten weitere Buchveröffentlichungen mit unterschiedlichen Verlagen.

Zum Autorinnenprofil von Johanna Lindemann

Johanna Lindemann
© Doris Spiekermann-Klaas

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Ganz frisch bekanntgegeben: Wilhelm Bartsch erhält im Januar den Bremer Literaturpreis 2025 für seinen im Wallstein Verlag erschienenen Gedichtband "Hohe See und niemands Land". Den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 2025 erhält Stefanie Sargnagel für ihren Roman "Iowa – Ein Ausflug nach Amerika" (Rowohlt 2023).