Wer gerne liest, kennt sie vielleicht schon: Apps, mit denen man Bücher tracken, Leselisten erstellen und den Überblick über das eigene Lesen behalten kann. Doch wie funktionieren solche Book-Tracker eigentlich und was bringen sie? Lisa Kaspar, Praktikantin im virtuellen Literaturhaus, erzählt, wie sie Buchtracking nutzt und warum es für sie mehr ist als nur eine digitale Liste.
Vielleicht kommt es dir bekannt vor: Du liest viel, hast schon eine lange Liste mit Büchern, die du noch lesen möchtest – und irgendwann verlierst du den Überblick. Der Stapel ungelesener Bücher wächst und wächst. Genau hier können dir sogenannte Book-Tracker helfen. Mit diesen Apps oder Plattformen kannst du nicht nur festhalten, was du liest, sondern auch neue Bücher entdecken und dich mit anderen Leser*innen austauschen. Ich selbst nutze mittlerweile seit einigen Jahren einen Book-Tracker, um meine Leseerfahrungen zu dokumentieren, Empfehlungen zu sammeln – und um mein persönliches Lesechaos ein wenig zu ordnen.
The Storygraph & Goodreads
The Storygraph ist der Buch-Tracker meiner Wahl. Als unabhängiges black-owned business bietet es eine gute Alternative zu dem vielgenutzten zu Amazon gehörendem Book-Tracker Goodreads. Mit Features wie persönlichen Buchempfehlungen, Lese-Challenges und der Möglichkeit, Content Warnings für ein Buch einzustellen, ermöglicht der Book-Tracker mir, neue Bücher zu finden und mein eigenes Lesen anzukurbeln. Und mein persönliches Lieblings-Feature: Statistiken. The Storygraph gibt seinen User*innen eine große Menge an Graphen und Diagrammen, die ihr Leseverhalten beschreiben. Die Nachteile dieser Plattform sind jedoch nicht zu verschweigen: Die App ist oft nicht intuitiv und somit nicht leicht zu verwenden. Auch der soziale Aspekt ist bei The Storygraph um einiges schwächer ausgeprägt als bei anderen Buch-Trackern und für einige Menschen mag der ewige Anstoß mehr zu lesen vielleicht etwas stressig sein.
Natürlich gibt es weit mehr als nur eine Lese-App. Die Auswahl an Book-Trackern ist riesig – und wenn du dich erst einmal näher damit beschäftigst, merkst du schnell: Es ist gar nicht so leicht, sich für einen zu entscheiden. Um dir den Einstieg zu erleichtern, stelle ich dir drei weitere Apps vor, die bei anderen Leser*innen beliebt sind.
Die bereits erwähnte Plattform Goodreads ist wohl eine der bekanntesten Buch-Tracker. Seit 2007 können Leser*innen dort ihr Lesen tracken und sich dabei mit anderen User*innen connecten. Insbesondere durch die breit genutzte Review-Funktion wird der Austausch ermöglicht und Leser*innen die Suche nach dem nächsten Buch erleichtert (tja, oder durch die große Auswahl erschwert). Trotz ihrer großen Beliebtheit erntet Goodreads jedoch auch viel Kritik. Anders als die meisten neueren Buch-Tracker bietet Goodreads seinen User*innen weniger Angebote an, wie zum Beispiel die Möglichkeit, die gelesenen Bücher mit halben Sternen zu bewerten. Problematischer ist jedoch, dass die Plattform 2013 von Amazon aufgekauft wurde, was von vielen als ein Schritt in Richtung der Monopolisierung Amazons über den Büchermarkt gesehen wird.
Deutschsprachige Apps
Ein großer Nachteil der beiden genannten Plattformen ist allerdings, dass sie sich nur auf englischer Sprache bedienen lassen und ihr breiter Fokus somit auch auf englischsprachiger Literatur liegt. Wenn du also lieber eine deutschsprachige Alternative hättest, wirst du vielleicht bei der der App bookie fündig. Auch hier bekommen die User*innen persönliche Buchempfehlungen und Statistiken passend zu ihrem Leseverhalten und können sogar direkt über die App ihr nächstes Buch versandkostenfrei bestellen. Dies ist besonders spannend für Autor*innen, die dort mit ihrem eigenen Shop ihre Bücher an die über achtzigtausend Leser*innen, die bookie bereits verwenden, vermitteln können.
Eine weitere deutschsprachige Alternative bietet die Social Reading App READO. Mit emotionsbasierten Buchempfehlungen sowie einem Fokus auf Community und Vernetzung, möchte die App als eine Schnittstelle zwischen Leser*innen, Autor*innen und Verlagen agieren und hierbei auch Indie-Titeln eine Plattform bieten. Mithilfe von BuddyReads fördert READO auch den Austausch zwischen den Leser*innen, die hiermit gemeinsam ein Buch lesen und darüber diskutieren können. Der soziale Aspekt dieser App ist ein definitiver Vorteil für jede Person, die ihre Leseerfahrungen gerne mit anderen teilt.
Hierbei handelt es sich natürlich nur um eine kleine Auswahl der vielen unterschiedlichen Buch-Tracker. Plattformen wie beispielsweise Fable, Bookly, oder Book Track ermöglichen es Leser*innen ebenfalls, ihr Lesen digital festzuhalten. Es zeigt sich also, wer sein Lesen tracken möchte, hat die Qual der Wahl. Wer sich dieser nicht stellen möchte, kann sein Book-Tracking aber natürlich auch einfach offline betreiben. Viele Menschen notieren sich die Titel ihrer gelesenen Bücher in Buch-Journalen, manche fügen sogar ihre eigene Bewertung, einige wichtigen Fakten aus dem Buch oder auch ihre Lieblingszitate hinzu. Sei es Book-Tracker, Buch-Journal oder vielleicht sogar die eigene Excel-Tabelle; sein eigenes Lesen festzuhalten macht Spaß!
Lisa Kaspar