Jeanette-Schocken-Preis 2024 für Tanja Maljartschuk

Am 5. Mai war es so weit: Die aus der Ukraine stammende Autorin Tanja Maljartschuk wurde mit dem Bremerhavener Jeanette-Schocken-Preis ausgezeichnet. Der Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur ist einzigartig in Deutschland. Die Preissumme wird allein durch Spenden Bremerhavener Bürger*innen finanziert. Sie erinnern damit an die Bücherverbrennung und das Schicksal der Verfolgten, für die Bremerhaven oftmals die letzte Station auf der Flucht ins Exil war. Der seit 1991 alle zwei Jahre vergebene Literaturpreis soll ein Zeichen setzen gegen Unrecht und Gewalt, gegen Hass und Intoleranz.

Zur Begründung führt die Jury aus: „Der Jeanette-Schocken-Preis 2024 wird Tanja Maljartschuk zugesprochen. Mit ihrem Essayband ,Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus‘ fügt die ukrainische Schriftstellerin der Geschichte der Gewalt in Europa die Erfahrung ihres Landes hinzu. Präzise beschreibt die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene Autorin die Auswirkungen von Russlands Expansionspolitik auf den Einzelnen über Generationen hinweg. Frei von Pathos, dafür mit tastender Geste und sprachlich klug verbindet sie persönliches Erleben mit dem erneuten Freiheitskampf ihres Landes und begibt sich zudem auf die Suche nach der jüdischen Vergangenheit der Ukraine. Ihre Essays, Erzählungen und Romane zeichnet ein schmerzhafter Humor aus, mit dem sie wie beiläufig die Abgründe unserer gesamteuropäischen Geschichte aufdeckt. Dabei richtet sie den Blick auf verdrängte Traumata und daraus resultierende Ängste – ob biographisch, aus der historischen Recherche heraus oder mit den erzählerischen Mitteln des Absurden. Tanja Maljartschuk nimmt damit nicht nur sich, sondern alle in die persönliche Verantwortung für eine gemeinsame europäische Geschichte und Gegenwart."

Tanja Maljartschuk wurde 1983 in Iwano-Frankiwsk in der Ukraine geboren, studierte Philologie an der Universität Iwano-Frankiwsk und arbeitete nach dem Studium als Journalistin in Kiew. 2009 erschien auf Deutsch ihr Erzählband Neunprozentiger Haushaltsessig, 2013 ihr Roman Biografie eines zufälligen Wunders, 2014 Von Hasen und anderen Europäern, 2019 ihr Roman Blauwal der Erinnerung. 2018 erhielt Tanja Maljartschuk den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die Autorin schreibt regelmäßig Kolumnen und lebt in Wien.

Mehr über den Jeanette-Schocken-Preis

Zur Satzwende-Kolumne von Tanja Maljartschuk

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