Lesetipp aus der Redaktion: "Die Mitternachtsbibliothek"

Wie oft wünschst du dir ein anderes Leben zu führen als dein jetziges? Und was würdest du tun, wenn du die Möglichkeit hättest, zu sehen, wie deine anderen Leben gelaufen wären, wenn du nur diese eine Entscheidung anders getroffen hättest?

Das Leben von Nora Seed entwickelt sich nicht gerade nach ihrer Vorstellung. Doch als sie eines Abends beschließt, sich das Leben zu nehmen, hätte sie nicht erwartet, dass sie sich in einer riesigen Bibliothek wiederfinden würde, die sich zwischen Raum und Zeit bewegt und in der die Uhren immer auf Mitternacht stehen. Nora weiß weder wie noch wieso sie dort gelandet ist, aber immerhin kennt sie eine Person dort. Mrs. Elm, die Bibliothekarin ihrer alten Schule.
Mrs. Elm erklärt ihr, dass die Bibliothek nicht mit normalen Büchern gefüllt ist, sondern jedes Buch die Geschichte zu einem Leben enthält, das Nora hätte führen können und nun vielleicht bereut, es nicht geführt zu haben. Mit dieser einmaligen Chance beginnt eine aufregende Reise in Noras alternative Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie wäre das Leben gewesen, wenn sie mit Dan zusammengeblieben wäre? Wie wäre es gewesen, wenn sich ihre Band niemals aufgelöst hätte? Und wie wäre das Leben gewesen, indem sie dem Schwimmen treugeblieben wäre? Wäre sie glücklicher?


„Sie brauchte keinen Weinberg oder kalifornische Sonnenuntergänge, um glücklich zu sein. Sie brauchte nicht einmal ein großes Haus und die perfekte Familie. Sie brauchte nur eines: Potenzial. Und was war sie anderes als Potenzial?“  S. 297


Matt Haig lässt in seinem Roman mit der Protagonistin mitfühlen, die vieles in ihrem Leben bereut und zu Beginn krampfhaft versucht ein besseres Leben zu finden als ihr jetziges. Aber ist es wirklich so schlimm etwas zu bereuen? Immerhin macht uns jede Erfahrung zu dem Menschen, der wir heute sind. Und wenn sie ganz ehrlich ist, so richtig glücklich ist Nora in ihren alternativen Leben auch nicht. Ein Buch, das zeigt, dass es sich lohnt, sein eigenes Leben zu lieben und dieses wertzuschätzen. Immerhin haben wir nur das eine Leben und das sollten wir so gestalten, wie wir damit glücklich sind!
 

DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHEK | Matt Haig | Übersetzung: Sabine Hübner | Droemer Verlag | München 2021 | 320 S. | € 20,00 | Taschenbuch € 12,99

Sinja Konduschek

absolviert derzeit ein Praktikum im Literaturhaus und hat sich schon immer viel mit Literatur und dem Schreiben beschäftigt. Neben dem Praktikum studiert sie Kulturwissenschaft und Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Universität Bremen im Bachelor. Ihr Traum ist ein eigenes Zimmer für ihre Bücher und ein großer Lesesessel.

Mehr über unser Magazin und das Team kannst du übrigens hier erfahren.

© privat

Weiterlesen:

„Unerwartungen“: Lilli Rother

Was erwartest du vom Leben, von der Stadt? In ihrem Text "Unerwartungen" stellt sich Studentin Lilli Rother diesen Fragen. Entstanden ist er im Seminar "Kreatives Schreiben zu Kunst" und wurde zuerst auf dem Studierendenblog Blogsatz veröffentlicht. Schau mal rein, ob er deine Erwartungen erfüllt!

„Ein Schatz“: Die Bibliothek Gonzalo Rojas

Mit frischem Anstrich, topmodern und neu sortiert präsentiert das Instituto Cervantes am Welttag des Buches seine Bibliothek Gonzalo Rojas. Direktorin Mila Crespo Picó hat Annika Depping auf eine Tour durch die Bibliothek mitgenommen.