Das Foto zeigt das Team des zukünftigen Literaturhaus Bremen.
© Michelle Bosnak

Montags, 11:17 Uhr. Das Telefon im virtuellen Literaturhaus klingelt: „Hallo!“, sagst du. „Ich habe da mal eine Frage zu den Bremer Buchpremieren.“ „Wie schön“, sagen wir. „Dafür musst du dich aber bitte an die Kolleg*innen im Bremer Literaturkontor melden; im anderen Literaturverein…“

Dienstags, 14:01 Uhr. An der Tür des Bremer Literaturkontor klopft es: „Hallo!“, sagst du. „Ich habe einen Interviewtermin für das digitale Literaturmagazin.“ Wie schön“, sagen wir. „Dafür musst du aber bitte rüber ins virtuelle Literaturhaus gehen; zum anderen Literaturverein…“


„Hä?“, sagst du. „Ich konnte diese beiden Vereine noch nie auseinanderhalten. Zieht ihr nicht bald beide in dieses neue Literaturhaus? Und macht ihr nicht ganz viele Projekte zusammen?“ Stimmt, sagen wir: Seit 2020 bringen wir das gemeinsame digitale Literaturmagazin heraus, seit 2022 veranstalten wir zusammen die Lesereihe Satzwende und das Kinderlesefestival Galaxie der Bücher. Schon viele Jahre lang sind wir ein Team. Viele gemeinsame Redaktionssitzungen, Telefonate, E-Mails, Veranstaltungen, einige Minigolf-Partien und Reisen zur Leipziger Buchmesse haben uns gezeigt: Zusammen sind wir der Hit! (Ein Dank geht an Jörg Isermeyer für den passenden Buchtitel!) Und jetzt ist es offiziell: Nach den Vorständen haben im April auch die Mitglieder beider Vereine zugestimmt, dass aus dem Bremer Literaturkontor und dem Bremer Literaturhaus [virt.] ab 1. Januar 2026 ein neuer Verein werden kann – das Literaturhaus Bremen.  Ab dann sind wir ganz offiziell ein Team. Ende 2026 wird es dann vermutlich so weit sein, dass wir im neuen Literatur- und Stadtmusikantenhaus am Markt in unsere gemeinsamen Räumlichkeiten ziehen können.

Das Bild zeigt das Team des zukünftigen Literaturhaus Bremen mit Hund Cuba.
© Michelle Bosnak

Aber wer sind wir eigentlich? Wir, das sind heute,…

Das Portrait zeigt Annika Depping.
© Rike Oehlerking

Annika Depping: Ich kam 2016 durch ein Praktikum ans Bremer Literaturhaus [virt.] - meine erste Arbeitserfahrung im Kulturbetrieb! - und habe seitdem so ziemlich alle Positionen einmal durchlaufen. Als studentische Mitarbeiterin habe ich mich einige Jahre mit dem Veranstaltungskalender und Newsletter herumgeschlagen, bis schließlich 2020 nicht nur mein erstes Kind, sondern auch das digitale Literaturmagazin geboren wurde. Ich übernahm die Textredaktion und tüftele seitdem daran, unsere Monatsthemen aufzubereiten, frage Autor*innen an, erstelle Content-Elemente in Typo3… Bald sind auch andere Projektleitungen wie Komm in den Park und schau! oder das Kinderlesefestival Galaxie der Bücher für das Bremer Literaturkontor dazugekommen. Seit Kurzem habe ich die Interims-Geschäftsführung des Literaturhaus inne. Konstant geblieben ist aber eines: Wenn ich lesen und schreiben kann, Dinge organisieren (es zeigt sich, darunter fallen nicht nur Veranstaltungen, sondern sogar Buchhaltung) und mit lieben Kolleg*innen zusammenarbeiten, dann bin ich mehr als zufrieden mit meiner Arbeit - und darum freue ich mich auch schon sehr auf alles, was uns als neuem Verein bevorsteht!

Jens Laloire: 2008 stand ich erstmals im Büro des Bremer Literaturkontor e.V. in der Villa Ichon. Mit dabei hatte ich meinen Bewerbungstext für eine Ausschreibung des LitKo. Zu meiner Überraschung wurde der Text von der Jury ausgewählt und ein paar Monate später durfte ich mit vier anderen jungen Schreibenden im Lagerhaus im Rahmen der Literarischen Woche zum Thema „Mauerfälle“ lesen. Es folgten weitere Lesungen und erste Moderationen sowie eigene Projekte, die ich fürs LitKo zu organisieren begann, wie die Reihe MiniLit und die Veranstaltungsformate Doppelpack und LitClips. Von 2015 bis 2018 betreute ich zusätzlich noch die Bremer BuchPremieren, bis ich dann 2019 die Geschäftsführung von Angelika Sinn übernahm. Seitdem bin ich in Vollzeit fürs LitKo im Einsatz und habe viele, viele Mails, Projektanträge und Finanzierungspläne geschrieben, Tausende von Rechnungen überwiesen, neue Projekte ausgetüftelt, etliche Beratungsgespräche geführt, Stühle geschleppt, Lesungen moderiert, dem Bürgermeister die Hand geschüttelt, Kaffee gekocht und Kuchen gekauft, Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen organisiert, Texte gelesen, unser 40-jähriges Jubiläum und Bremens Auszeichnung als Unesco City of Literature gefeiert, die Pandemie überstanden, Überstunden angehäuft, unglaublich viele nette Kolleg*innen und Autor*innen kennengelernt und dabei hoffentlich nie, zumindest nie komplett, den Überblick verloren.

Jens Laloire steht vor einer Hauswand.
© Rike Oehlerking

Es ist bisher also nicht langweilig geworden und das wird es mit dem tollen Team, das in den letzten Jahren und Monaten gewachsen ist, ganz sicher auch in Zukunft nicht werden. Ich freue mich auf die Fusion und darauf, nicht mehr den Unterschied zwischen Literaturkontor und Literaturhaus erklären zu müssen, und darauf, spätestens ab Anfang 2027 im neuen Zuhause im Zentrum der Stadt, endlich einen eigenen Veranstaltungsraum bespielen zu dürfen. Bis dahin findet ihr mich weiterhin im 1. Stock der Villa Ichon hinter meinem Schreibtisch, auf diversen Lesungen in der Stadt oder auf der richtigen Weserseite in der Bremer Neustadt.

Das Portrait zeigt Rike Oehlerking.
© Annika Depping

Rike Oehlerking: Ich bin bereits seit 2006 mit dem Literaturkontor verbunden. Als Praktikantin schrieb ich damals über die literarischen Stammtische der Stadt, besuchte Lesungen und verschickte Infopost an Mitglieder. Aus einem Praktikum wurde ein kleiner erster Auftrag, der mit dazu beitrug, dass ich mich ein paar Jahre später (nach Studium und Volontariat) zu meiner Freiberuflichkeit entschloss. Seit 2012 bin ich inzwischen als freie Redakteurin, Texterin und Fotografin unterwegs, ich habe Tausende von E-Mails verschickt, vermutlich noch mehr Fotos gemacht – von der Anzahl der geschriebenen Wörter und Buchstaben gar nicht zu reden. Dem Literaturkontor bin ich treu geblieben und werde es auch dem zukünftigen Literaturhaus bleiben. Als Online- und Bildredakteurin des Literaturmagazins arbeite ich eng mit dem Team zusammen und freue auf viele weitere gute Redaktionssitzungen – irgendwann auch im neuen Haus  Dort kommt dann eventuell auch eine weitere Kompetenz von mir ins Spiel: Sie hat vier Beine und ein weiches Fell. Aber mehr verrate ich noch nicht.

Janin Rominger: Ich bin 2022 nach Bremen gezogen und durfte von April bis September ein Praktikum beim Bremer Literaturkontor machen. Direkt in der zweiten Woche wurde ich bei einer Veranstaltung, die ich fürs Kontor in der Villa Ichon betreut habe, gefragt, ob es der oder das Literaturkontor hieße (“der”, hab ich mutig getippt, “das” wurde ich vor versammeltem Publikum verbessert) – seitdem ich das sicher weiß, läuft es eigentlich ganz gut! Nach meinem Praktikum habe ich die Planung der Bremer BuchPremieren übernommen und organisiere seitdem 30 Lesungen im Jahr mit Bremer Autor*innen in der ganzen Stadt. Außerdem unterstütze ich Jens Laloire, wo ich kann (Mails, Abrechnungen, weitere Projekte wie Bremen liest!, Galaxie der Bücher, …) und bin seit 2024 in Teilzeit angestellt. 2024 habe ich auch beim Literaturhaus angefangen: Ich betreue die Instagram-Accounts @literaturhaus_bremen und @literaturmagazinbremen, bin Teil der Redaktion des digitalen Literaturmagazins und leite das Projekt queer.lit! – darüber hinaus moderiere ich sehr gerne Lesungen (denn close reading ist eine meiner Leidenschaften). Es ist für mich ein großes Glück, hier in Bremen angekommen zu sein und für diese zwei (bald einen, hurra!) Vereine und in diesem Team zu arbeiten. Ich bin gespannt auf alles, was kommt!

Das Portrait zeigt Janin Rominger.
© Rike Oehlerking
Das Portrait zeigt Stephanie Schaefers.
© Rike Oehlerking

Stephanie Schaefers: Seit Mai bin ich „die Neue“ im Literaturhaus - und genau so fühlt sich jeder Arbeitstag gerade auch an: spannend, aufregend, voller neuer Eindrücke, Infos und Namen. Was ich nach einer Woche schon vorweisen kann? Noch nicht allzu viel - keinen Büro-Kaffee gekocht, noch keinen Projektantrag gestellt, keine Veranstaltung moderiert und Abrechnungen … nun ja, auch noch keine. Aber das kommt alles noch! In Zukunft werde ich verschiedene Projekte betreuen und redaktionell beim Digitalen Literaturmagazin mitwirken.

Ganz neu ist die Literaturarbeit für mich allerdings nicht: Seit 2010 bin ich als freie Literaturvermittlerin in Bremen analog und digital unterwegs - mit Buchbesprechungen, Vorträgen, Workshops, Projekten, Seminaren und Bildungszeiten. Ob Literaturhaus oder Literaturkontor - das Gefühl, hier am richtigen Ort zu sein, ist schon jetzt da. Das liegt auch an meinen netten Kolleg*innen - ich freue mich auf alles, was kommt!

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