Leihen, tauschen, teilen

Hand hält Saatgut
© Rike Oehlerking

Warum der Gang in die Bibliothek prima fürs Klima ist

Von Imke Wrage

1,5 Grad. So stark wird sich die Erde der neuesten Prognose des Weltklimarats zufolge bis 2030 erwärmen – das sind zehn Jahre früher als bisher angenommen. Klar ist: Für das Klima bricht eine Zeit an, die entscheidend ist. Eine Zeit, in der wir dringend handeln müssen – die Politik, aber auch die Gesellschaft, jede*r einzelne. Wir.

Was dabei oft vergessen wird: Auch kleine Veränderungen helfen. Möglichst oft auf Fleisch zu verzichten zum Beispiel. Die Bahn oder das Rad zu nehmen. Verpackungsfrei einzukaufen. Aber auch zu teilen und tauschen, statt neu zu kaufen. Genau dafür steht die Bremer Stadtbibliothek. Mit dem Prinzip des Teilens gibt sie schon lange eine nachhaltige und ressourcenschonende Antwort auf den klimaschädlichen Konsumrausch. Deshalb: Drei Beispiele, warum der Gang in die Bremer Stabi prima fürs Klima ist:

1. NACHHALTIGER LESEN

Manchen wird es ähnlich gehen: Ich liebe es, Bücher zu kaufen. Ich gebe gerne Geld dafür aus, mag mein vollgestopftes Bücherregal, die Wörter, die sich hier stapeln. Ehrlich gesagt lese ich die meisten Exemplare aber nur ein Mal. Danach sind sie mehr Ausstellungsstück als nützlich. Das will ich ändern – und meinen Bücherkonsum überdenken. Als Alternative zum Kauf trägt auch das Ausleihen von Büchern aktiv zum Klimaschutz bei. Statt von einem Menschen wird es in Bibliotheken von vielen gelesen. Das schont den Geldbeutel, spart Ressourcen – und verbessert meine buchige Ökobilanz.

2. GEMEINSAM NUTZEN: DIE BIBLIOTHEK DER DINGE

Ausleihen statt kaufen: Das funktioniert nicht nur für Bücher. Das zumindest dachten sich ein paar Mitarbeiter*innen der Bremer Stabi – und arbeiten gerade an einer sogenannten Bibliothek der Dinge. Dort können Werkzeug, Küchengeräte, Nähmaschinen, Spiele und vieles mehr künftig geliehen werden. Was das soll? „Viele Geräte nutzen wir ohnehin nur ein, zwei Mal“, sagt Initiatorin Melanie Hamacher. „Wäre es nicht besser, sie dann einfach zu leihen – und mit anderen zu teilen?“ Ich finde: Tolle Idee! Der Starttermin steht noch nicht fest – über die Website der Stabi bleibst du aber auf dem Laufenden.

3. GEMEINSAM AUFBLÜHEN: DIE SAATGUTBIBLIOTHEK

Seit März dieses Jahres kannst du in der Stabi nicht nur Bücher leihen und tauschen – sondern auch Saatgut in der sogenannten Saatgutbibliothek (2. OG). Das Prinzip ist simpel: Saatgut-Tütchen mitnehmen, bei sich zu Hause im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon aussäen und am Ende der Saison das neu gewonnene Saatgut einfach zurück in die Stabi bringen. Das sorgt für mehr Biodiversität, rettet alte Sorten und fördert die Pflanzenvielfalt in der Stadt. Die Gemüse- und Blühpflanzensaat haben die Mitarbeiter*innen der Stabi selbst gesammelt und getrocknet. Das kam gut an – aktuell ist die Saatgutbox leer. Nach und nach, hofft Initiatorin Melanie Hamacher, wird sie sich in den kommenden Tagen und Wochen wieder füllen. Ich mache den Anfang und lege Lupinen- und Staudenwickensamen hinein. Die sind zwar nicht aus Bremen – dafür gesammelt im Heimaturlaub an der Ostsee.

Mehr spannende Infos zur Saatgutbibliothek gibt´s auf der WEBSEITE DER STABI BREMEN.


Imke Wrage

schreibt auf ihrem Instagram-Account @pageflow über zeitgenössische Literatur. Sie hat Journalistik, Kommunikation und deutsche und tschechische Literatur in Bremen, Hamburg und Prag studiert. Nach einem Abstecher bei der Kreativagentur artundweise arbeitet sie als freie Texterin und Journalistin in Bremen. Das journalistische Handwerk hat sie u.a. beim WESER-KURIER, beim Tagesspiegel und bei der FAZ gelernt. Themen, die sie umtreiben: Feminismus, Diversität, Psychologie, soziale Ungerechtigkeit. Was sie ohne Bücher wäre? Um es mit Erich Fried zu sagen: Vielleicht nicht nichts ohne sie, aber nicht mehr viel.

Imke Wrage
© Kim Torster

Weiterlesen:

„Unerwartungen“: Lilli Rother

Was erwartest du vom Leben, von der Stadt? In ihrem Text "Unerwartungen" stellt sich Studentin Lilli Rother diesen Fragen. Entstanden ist er im Seminar "Kreatives Schreiben zu Kunst" und wurde zuerst auf dem Studierendenblog Blogsatz veröffentlicht. Schau mal rein, ob er deine Erwartungen erfüllt!

„Ein Schatz“: Die Bibliothek Gonzalo Rojas

Mit frischem Anstrich, topmodern und neu sortiert präsentiert das Instituto Cervantes am Welttag des Buches seine Bibliothek Gonzalo Rojas. Direktorin Mila Crespo Picó hat Annika Depping auf eine Tour durch die Bibliothek mitgenommen.