Was für ein schillernder und unterhaltsamer Abend im Lagerhaus: Simoné Goldschmidt-Lechner taucht in ihrer Lesung zu Nerd Girl Magic in eine Welt ein, die vielen vielleicht noch unbekannt ist – die bunte und vielschichtige Nerdkultur. Mit Auszügen aus ihrem Sachbuch Nerd Girl Magic gibt sie spannende Einblicke in die Lebenswelten und Leidenschaft von Menschen, die sich für Fantasy, Science-Fiction, Anime, Gaming und vieles mehr begeistern. Ob Drachen, Vampire, Star Trek oder Manga – sie zeigt, was diese Fan-Kulturen ausmacht, warum sie empowern können und wer sich darin (wieder)findet.
Simoné Goldschmidt-Lechner betont, dass ihr die Nerd und Geek Culture sehr wichtig sind. Sie erzählt, wie sie schon in ihrer frühen Kindheit von Animes fasziniert war und sich im Internet auf unterschiedlichsten Websites mit anderen Fans ausgetauscht hat. Dass sie das stereotypische Bild eines Nerds – cis-männlich und weiß – nicht erfüllt, war ihr schnell klar. Sich von dieser Welt fernhalten, kam allerdings nie für sie in Frage. Und genau darum geht es auch an diesem Abend. Simone Goldschmidt-Lechner überdenkt das Bild des Nerds: Denn tatsächlich sind die verschiedensten Fan-Kulturen um einiges diverser als vielleicht gedacht.
Als sich das Gespräch ums Thema Fanfiction dreht, wird die Stimmung ausgelassen. Locker und mit vielen Hintergrundinfos erzählt Goldschmidt-Lechner davon, wie die Welt der Fanfiction tickt. Sie selbst hat eigene Erfahrungen mit dem Lesen und Schreiben auf allerlei Fan-Foren gesammelt. Das Publikum staunt über ihr Wissen aus allen Fandom-Bereichen, durch ihre charmante und unmittelbare Art wird viel miteinander gelacht.
Im Laufe des Abends wechselt Goldschmidt-Lechner auch immer wieder zu ernsteren Themen. Von Gamergate bis hin zu Grooming-Versuchen auf Rollenspielforen, bespricht sie die Schattenseiten der Fan-Kulturen im Internet. Hierbei ist immer wieder beeindruckend, wie die Autorin ihre eigenen Erfahrungen miteinfließen lässt und mit dem Publikum teilt. Mehr oder weniger obskure Animes, Vampire in jeglicher Form oder die subversive Kraft von Fanfiction: Das sind nur ein paar der Themen, die zur Sprache kommen. Obwohl sie vielen unbekannt sein könnten, lässt Goldschmidt-Lechner sie immer nahbar wirken und lädt wirklich ein, sich selbst ausführlicher mit der langen Geschichte der Nerds und ihren Fandoms auseinanderzusetzen.
Am Ende beantwortet Goldschmidt-Lechner noch Fragen aus dem Publikum sowie im persönlichen Gespräch. Sie nimmt sich Zeit für einen direkten Austausch und signiert die Bücher, die von den Besucher*innen am Büchertisch des Golden Shop gekauft wurden. Besonders wichtig ist ihre Antwort darauf, wie man marginalisierten Menschen in Fan-Kulturen unterstützen könne: Es ist wichtig, anderen eine Stimme zu geben und ihnen zuzuhören. Auch gilt es, nerdige Spaces zugänglicher zu machen für alle Nerds und die, die es noch werden wollen. Ein schöner Abschluss für einen sehr spannenden Abend, bei dem es auch einiges zu lachen gab.
Text: Lisa Kaspar