Unterschiedliche literarische Lesungen und politisches Kabarett - die Arbeitnehmerkammer in Bremerhaven hat ein bemerkenswertes Kulturangebot, wie ist das entstanden?
Als Arbeitnehmerkammer möchten wir gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen und dadurch die demokratische Kultur fördern. Politisches Kabarett eignet sich dafür besonders gut, weil es kritisch und unterhaltsam zugleich ist. Aber auch Literatur regt zum Nachdenken über unser Miteinander an und ermöglicht durch das Erzählen anderer Sichtweisen neue Perspektiven auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Seit 1993 organisieren wir eine Vielzahl kultureller Veranstaltungen. Mit dem Forum in der Arbeitnehmerkammer und dem Capitol haben wir zwei Veranstaltungsorte, die Raum für unterschiedliche Formate und Publikumsgrößen bieten. Im Oktober finden zum Beispiel im Capitol die großen überregionalen Meisterschaften im Poetry Slam für Bremerhaven, Bremen und Niedersachsen statt.
Was läuft besonders gut in eurer kulturpolitischen Arbeit?
Inzwischen haben wir jedes Jahr rund 60 kulturelle Veranstaltungen – das ist eine tolle Entwicklung. Insbesondere im Bereich des politischen Kabaretts sind wir überregional bekannt. Viele namhafte Künstler*innen wie Marc-Uwe Kling, Till Reiners, Martina Schwarzmann oder auch Christian Ehring und Max Goldt standen schon bei uns auf der Bühne. Einige waren ganz am Anfang ihrer Karriere bei uns zu Gast – und auch heute kommen sie gerne wieder. Das zeigt, dass sich unsere Arbeit etabliert hat und geschätzt wird.
Und was ist herausfordernd?
Wir möchten gerne viele Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zur Literatur und Kultur erreichen. Dafür gehen wir auch an Orte, die nicht direkt mit Kultur und Literatur verbunden sind, die aber eng mit dem Alltag und den Stadtteilen der Bremerhavener*innen zu tun haben. Wir bringen die Lesungen quasi direkt zu den Menschen. Manchmal klappt das sehr gut, aber es gibt auch Veranstaltungen, bei denen wir noch mehr dafür tun müssen, um sie sichtbar zu machen und das Interesse zu wecken.
Wie ist die Arbeitnehmerkammer in die Literatur- und Kulturszene in Bremerhaven eingebunden?
Wir sind ein gut vernetzter Kooperationspartner vieler literarischer Akteur*innen vor Ort. Im Frühjahr sind wir an den Literarischen Wochen mit der Volkshochschule Bremerhaven beteiligt und wirken auch beim Literarischen Herbst der Stadtbibliothek Bremerhaven mit und auch mit globale°-Festival für grenzüberschreitende Literatur sind wir seit Anbeginn eng verbunden. Wir kooperieren aber auch sehr gerne mit lokalen Initiativen, wie Das Beet oder dem Verein für Literatur und Politik. Außerdem liegt uns auch sehr an Lesungen mit Autor*innen aus Bremerhaven.
Habt ihr auch eigene literarische Formate?
Ein Herzensprojekt ist unsere hauseigene Reihe „tekst“. Bei „tekst“ lesen Autor*innen aus ihren aktuellen Romanen oder Sachbüchern. Neben der Lesung geht es bei dieser Reihe um eine Diskussion mit den Autor*innen über die gesellschaftlichen und politischen Inhalte ihrer Texte. Eine tolle Reihe, die mehr Aufmerksamkeit verdient. Parallel finden die „tekst“-Lesungen auch im Bremer Westend statt. Am 30. Oktober haben wir die besondere Kooperation „tekst meets globale°“ mit einer Lesung von Feridun Zaimoglu.
Und als letzte Frage: Was ist dein Tipp, was sollten Menschen unbedingt in Bremerhaven kennenlernen?
Alle Menschen, die das Capitol noch nicht kennen, sollten natürlich dort mal vorbeischauen. Aber ansonsten empfehle ich in den Sommermonaten Das Beet, das ein toller Begegnungsort ist. Dort kommen viele unterschiedliche Menschen zusammen, die Atmosphäre ist großartig, es gibt ein breites Angebot an Veranstaltungen – umsonst und draußen!
Vielen Dank für diesen Einblick in die Kultur- und Literaturszene von Bremerhaven.
Arbeitnehmerkammer Bremerhaven
Die Arbeitnehmerkammer führt seit 1988 in Bremerhaven unter dem Logo Arbeitnehmerkammer kulturell in Bremerhaven ein kontinuierliches Gastspielprogramm mit Spitzenkräften aus dem Bereich Kabarett, Satire und Kleinkunst durch.
Tobias Pollok ist seit sechs Jahren Kulturreferent bei der Arbeitnehmerkammer in Bremerhaven.
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