Meine Bücher erscheinen in einem Indie-Verlag. Das habe ich nicht bewusst geplant. Ich hatte mir vorab gar nicht so viele Gedanken gemacht. Es gab einfach diese Idee. Ein Thema. Und Zombies. Ich wusste nicht einmal, ob es eine Kurzgeschichte werden würde oder ein ganzer Roman. Es gab auch noch keine Antagonist*innen – außer den Zombies natürlich –, weil eine Erzählung diese nicht zwingend braucht.
Dass mein Verlag und ich zusammenfanden, war Zufall. Ich war ziellos durchs Netz gesurft. Was ich konkret gesucht hatte, weiß ich nicht mehr, ich glaube, es hatte nicht einmal etwas mit Büchern zu tun. Dennoch führte ein Link zum anderen, und auf einmal blinkte es auf meinem Desktop auf: Zombie Zone Germany. Eine Anthologie- Reihe des Amrûn-Verlags, mit Sitz in Traunstein. Prämisse: Deutschland in einer – damals noch fiktiven – Zukunft, heimgesucht von einer Zombie-Apokalypse.
Das war einer dieser Momente, die man rückblickend als präkognitiv bezeichnen kann, als in gewisser Weise magisch. Mir war klar: Das ist es! Das ist das Zuhause für meine Idee.
Von diesem einen magischen Klick bis zum fertigen Buch dauerte es gut drei Jahre. Ich schrieb ein Exposé und Leseproben und wartete auf Rückmeldung. Die fiel auch positiv aus, gleichzeitig war das Programm für das Kalenderjahr bereits voll. Man bat mich um einige weitere Monate Geduld – allerdings ohne Garantie. Das war okay, denn da war einfach dieses Bauchgefühl – und es erwies sich als richtige Entscheidung.
Die Zusammenarbeit mit einem Indie-Verlag bietet für mich einige Pluspunkte. Ich war die ganze Zeit in engem Kontakt mit der Herausgeberin und dem Verleger. Ich hatte Mitspracherecht beim Cover und konnte eigene Ideen einbringen, aber auch Überraschendes und Unerwartetes ansprechen. Zum Beispiel als mein Antagonist, den ich extra für diesen Zweck kreiert hatte, plötzlich nicht mehr „der Böse“ sein wollte. Oder als die Hauptfigur aus demselben Buch nach der Veröffentlichung der Meinung war, seine Geschichte sei noch nicht fertig erzählt. Er wollte eine Fortsetzung. Die er dann auch bekam.
Inzwischen habe ich zahlreiche Indie-Verlage im Bereich Fantasy und Phantastik kennengelernt, und verbuche das als sehr positive Erfahrung. Die Verleger*innen sind mit Freude und Herzblut dabei, sind offen für Projektvorschläge und Ideen ihrer Autor*innen. Die Atmosphäre in Indie-Verlagen ist oft familiär-freundschaftlich, transparent – und manchmal brutal ehrlich. Was aber gar nicht schlecht ist, denn Realitätssinn ist nicht unbedingt die größte Stärke schreibender Personen.
Viele Indie-Verlage sind mutig, progressiv, offen, „out of the box“. Sie wagen sich an Themen, die noch nicht im Mainstream angekommen sind – und leisten damit einen enormen Beitrag, weit über reine Unterhaltung hinaus.
Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten. Oft sind es kleine Unternehmen, manche Verleger*innen schmeißen den Laden allein, unterstützt durch ein paar Freelancer*innen. Projekte können sich hinziehen, Budget, Reichweite und Marketing sind begrenzt. Und: Bei Indie-Verlagen gibt oft es klare Vorstellungen, welche Art von Geschichten sie in ihrem Programm haben wollen. Es empfiehlt sich also ein umfassender Blick, ob es auch wirklich passt.
Bei mir war das absolut der Fall. Aktuell arbeite ich an zwei weiteren Projekten und bin im engen Austausch mit dem Team von Zombie Zone Germany. Es haben sich Freundschaften ergeben. Klar, das ist ein Benefit, der steht in keinen Vertrag, aber ich bin glücklich und dankbar für diese Art des Mitgestalten-Dürfens.
Mein Fazit ist zugleich ein Anliegen: Oft höre ich den Begriff „Klein-Verlag“. Er mag sachlich korrekt sein. Trotzdem trifft er – für mich persönlich – den Kern der Sache nicht. Gerade Indie-Verlage zeigen viel Einsatz und sie bereichern die Literaturlandschaft enorm. „Klein“ halte ich nicht für das passende Wort.
Bleiben wir lieber bei Indie, okay?
Janika Rehak
wurde 1983 geboren und wuchs in der Lüneburger Heide auf, studierte in Hannover und arbeitet heute als Autorin, Texterin und Journalistin, unter anderem für das deutsch-tschechisch-slowakische Onlinemagazin jádu. Sie schreibt Romane (bislang unter Pseudonym), Kurzgeschichten und Flash Fiction, gern mit surrealen Inhalten. Sie ist Mitglied des Kollit, des jungen Kollektivs für Literatur in Bremen.
Janika Rehak begeistert sich für Japan, die 1920er Jahre sowie für Märchen aus aller Welt und freut sich über ihre stetig wachsende Sammlung an Graphic Novels. Als Autorin ist sie fasziniert von Brüchen und Umbrüchen in Menschen, Beziehungen, Gesellschaften. Besonderes Herzensthema: die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Kunst.
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