Göteborg: City of Literature [deutsch]

Bastu in Göteborg
© Lo Birgersson

Das schwedische Göteborg ist seit 2021 Literaturstadt. Joakim Albrektson, Focal Point der Göteborg UNESCO City of Literature, berichtet im Interview mit Annika Depping mehr über den Bewerbungsprozess und das internationale Netzwerk.

Was macht deine Stadt zu einer City of Literature und seit wann trägt sie den Titel?

Alles, was in Form verschiedener Aktiviteten schon gemacht wird und all die Orte, die es schon gibt, Das gilt sowohl für die freie Kulturszene als auch für die öffentliche, sowohl in Göteborg als auch in der Region Västra Götaland. Beispiele sind die Buchmesse in der Stadt und die Buchmesse in Angered, Buchtage in Dalsland, alle Bibliotheken und Kulturzentren, Verlage und Autoren. Die Ernennung erfolgte im November 2021.

Mehr über die UNESCO City of Literature Göteborg gibt's hier

Wie kam es zur Idee, dass sich deine Stadt auf den Titel beworben hat und wie sah der Bewerbungsprozess aus?

Die ursprüngliche Idee kam vom damaligen Vorsitzenden des Författarcentrum Väst, dann geschah alles in Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Sektor und der freien Szene  und dem privaten Sektor.

Was waren bei euch die ersten Schritte, nachdem ihr den Titel erhalten hattet?

Wir haben die Kollaborationsplattform geschaffen, die es jetzt gibt. Ihr gehören die Stadt, die Region, die Universität, das Författarcentrum Väst und das Göteborger Literaturhaus an.

Und dann? Welche regelmäßigen Treffen gibt es zum Beispiel?

Es gibt ein jährliches offenes Treffen, das heißt für die Allgemeinheit. Innerhalb der Organisation trifft sich das Büro (die drei Hauptparteien Region, Universität und Stadt) einmal pro Woche, die Kooperationsgruppe (die Hauptparteien plus andere Parteien, nämlich das Författarcentrum Väst, die Buchmesse und das Literaturhaus Göteborg) einmal pro Monat. Es gibt mehrere Kommunikationsgruppen, die sich regelmäßig treffen, und das höchste Entscheidungsgremium, der dreigliedrige Rat (Manager innerhalb der Hauptparteien), trifft sich normalerweise zweimal im Jahr. Darüber hinaus gibt es sechs Hauptschwerpunktbereiche, die mehrmals im Jahr zusammenkommen (werden).

Bücherbus in Göteborg
© Lo Birgersson
Fensterpoesie in Göteborg
© Jarmo Väyrynen

Welche internationalen Verbindungen und Freundschaften sind für deine Stadt aus dem Eintritt ins Creative Cities Netzwerk hervorgegangen?

Wir sind noch früh im Prozess, so dass das noch zu großen Teilen aussteht. Aber wir waren schon in Vilnius und haben mehrere Netzwerke geschaffen sowie über das Netzwerk Residenzaktivitäten erleichtert.

Worin besteht aus deiner Sicht der Mehrwert eines derartigen kulturellen Austausches?

Zugang zu Netzwerken, sowohl international als auch national, und Schaffung neuer Netzwerke vor Ort. Darauf aufbauend stärken sie literaterarische Fragestellungen sowohl auf kulturpolitischer Theorieebene als auch – vor allem – auf praktischer Handlungsebene. Zusammen sind wir viel stärker als jeder für sich allein.


Zusammen sind wir viel stärker als jeder für sich allein.


Welche Tipps und Anregungen kannst du Bremen für die Bewerbung mit auf den Weg geben?

Schafft eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteur*innen sowie mit Verbänden. Bezieht nach Möglichkeit sowohl Stadt, Region als auch Universität mit ein, und Vertreter*innen der freien Kulturszene (Autor*innen, Verleger*innen etc.).

Kennst du Bremen? Was assoziierst du mit Bremen? Ist Bremen bereits eine City of Literature?

Ich kenne die Stadt leider nicht gut genug, um das abzuschätzen. Aber eines der allerbesten Alben, die je eingespielt wurden, sind Keith Jarretts Solo Concerts Bremen/Lausanne.

Mehr lesen:

Threads: Geschichten über unsere zweite Haut

In Bremen haben wir eine Baumwollbörse - mit dem, was Stoffe zu erzählen haben, kennen wir uns also aus. In der City of Literature Manchester erzählen literarische Texte und eine Ausstellung gerade von Textilien und ihren Geschichten.

Satzwende: Stephan Lohse

Die Satzwende von Stephan Lohse zum Thema Haut erinnert an den Anschlag auf die Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Halle. Ein Text, der unter die Haut geht. Über ihn spricht Lohse auch bei seiner Lesung in Bremen in der Reihe Satzwende.