Gunther Geltinger

Portrait Gunther Geltinger
© Jürgen Bauer

Gunther Geltinger, geboren 1974 in Unterfranken, debütierte 2008 mit seinem autofiktionalen Roman Mensch Engel über den Grenzgang eines jungen schwulen Mannes zwischen künstlerischer Selbstbehauptung und den sozialen und gesellschaftlichen Zuschreibungen, die ihm durch sein Anderssein widerfahren. Die gleichermaßen produktive wie problematische Verquickung von Leben und Schreiben spielt auch in seinen Romanen Moor (2013) und Benzin (2019) eine zentrale Rolle: auf ihrer Suche nach Liebe und Zugehörigkeit schickt Geltinger seine Figuren, ausgestattet mit autobiografischem Material, auf Reisen in die literarische Fremde – in ein buchstäblich sprechendes norddeutsches Moor oder ins vielsprachige postkoloniale südliche Afrika.

Preise und Stipendien:
2022 Dieter-Wellershoff-Stipendium
2020 European Union Prize for Literature (Shortlist)
2015 August Graf von Platen Preis
2015 Villa-Concordia Stipendium
2013 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler
2013 Wilhelm-Raabe-Literaturpreis (Longlist)

Queer (L)it! mit Gunther Geltinger

Im Rahmen der Literaturhaus-Reihe Queer (L)it! spricht Autor*in Sasha Marianna Salzmann jeden Monat mit queeren Autor*innen. Im November spricht Gunther Geltinger mit Sasha Salzmann über das Tabuthema Rassismus in der schwulen Szene und über die Spuren James Baldwins als ein gemeinsames literarisches Vorbild.

Queer (L)it!

Bei der Veranstaltung Quersprechen am 17. November begegnen sich zwei Autoren in ihren unterschiedlichen queeren Sprach- und Sprechformen: Jayrôme C. Robinet und Daniel Schreiber stellen ihre Texte vor und diskutieren über die Bedeutung queerer Sprache(n) als Mittel, die Gesellschaft zu verändern. Komm mit auf Entdeckungstour durch queere Bücherwelten!

Videoreihe mit Sasha Marianna Salzmann

In der vierten Folge der Videoreihe von Queer (L)it! ist Tomasz Jedrowski zu Gast. Jedrowski ist in Bremen aufgewachsen, hat in Cambridge und Paris studiert, in Polen gelebt und ist nun wieder in Paris. Sasha Marianna Salzmann redet mit dem Autor über sein gefeiertes Debüt "Im Wasser sind wir schwerelos" und über die Bedeutung von queerer Literatur, um Narrativen Raum zu geben, die bisher von vielen ungehört geblieben sind.


Bibilographie

Buchcover von Benzin

Benzin

Roman, 2019
Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3518428597
377 Seiten, €24,00

Es ist nicht die erste Reise, die Alexander und Vinz unternehmen, weil ihre Beziehung in eine Krise geraten ist. Der Roadtrip durch Südafrika soll ihnen Klarheit über sie verschaffen, und Vinz, der Schriftsteller, erhofft sich eine Idee für seinen neuen Roman. Vorbei an Straßenmärkten, Chicken Inns und Anhaltern bewegen sie sich durch ein Land, in dem Wohlstand und Armut aufeinanderprallen, Homosexualität als Tabu gilt und in dem sich die beiden Deutschen mit der Gedankenlosigkeit der weißen Touristen konfrontiert sehen. Als sie einen jungen Mann anfahren, zieht sie das immer tiefer in Widersprüche: Einerseits fühlen sie sich dem Fremden verpflichtet und bezahlen ihn, als er sich als Guide anbietet. Andererseits verschärft ihr neuer Begleiter die Spannungen, und vor allem Vinz beschleicht die Sorge um ihre eigene Sicherheit. Als er auf eine Spur für seinen Roman stößt, die nach Simbabwe zu den Victoria-Fällen führt, verlassen alle drei ihre ursprünglich geplanten Wege.


Buchcover Moor

Moor

Roman, 2013
Suhrkamp Verlag, ISBN: ‎ 978-3-518423-93-6
440 Seiten, €9,95

Er ist dreizehn und wächst ohne Vater auf. Er stottert und heißt wie kein anderes Kind im Dorf, in der Schule: Dion. Dion Katthusen, Außenseiter unter den Gleichaltrigen, Einzelkind, Libellensammler in einer Moorlandschaft voller Mythen und Legenden. Am Ende seiner Kindheit erzählt er seine Geschichte: von der Sehnsucht nach einer intakten Sprache, vom Verhältnis zu seiner Mutter, einer erfolglosen Malerin, die ihr Scheitern in der Kunst und im Leben mit ihrer grenzüberschreitenden Liebe zum Sohn kompensiert. Doch wie der morastige Boden am Rand des norddeutschen Dorfes, in dem er aufwächst, ist auch Dions Sprache voller Löcher und Spalten. Unfähig, erzählend das Chaos in ihm und um ihn zu ordnen, leiht er seine Stimme einem Gegenüber, das ihm von allen am nächsten scheint: seiner Kindheitslandschaft. Und lässt so das Moor für ihn sprechen. Was Menschen tun, um der Einsamkeit zu entkommen, wie sie andere verletzen, um die eigene Versehrtheit an Körper und Seele auszuhalten, und was sie dabei der Liebe zumuten und abverlangen, davon erzählt dieser Roman – sprachmächtig, bildmächtig, kühn; und mit einer den Naturgewalten abgelauschten Erzählerstimme, die dem Leser buchstäblich den Boden unter den Füßen entzieht.


Buchcover Mensch Engel

Mensch Engel

Roman, 2008
Schöffling & Co., ISBN: ‎ 978-3-895613-66-1
272 Seiten, €8,90

Leonard Engel steht an einem entscheidenden Punkt seines Lebens: Die geliebte Kindheit in Mainfranken ist vorbei, das Abitur bestanden, die Zukunft voller Möglichkeiten, doch die erste Liebe zu seinem Freund Marius weicht schnell einer großen Leere und dem Gefühl, dass mit ihm 'etwas Grundsätzliches nicht stimmt'. Aus erotischen Verwirrungen und inszenierten Exzessen flieht er zum Studium nach Wien, wo ihn die Intrigen seiner Leidensgenossin Feline in die Arme des Strichers Tiago treiben. Weder ein Sprung in die Donau noch der Aufbruch zur Schwester nach Südfrankreich verheißen einen Ausweg aus dem Alptraum. Erst in der Begegnung mit Boris findet die rastlose Suche ihr Ziel. Besessen von dem Wunsch, mit diesem Menschen sein Leben zurückzuerobern, beginnt er, seine Geschichte aufzuschreiben.